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Einzelgespräch

Bitte unterscheiden Sie auch folgende Beiträge über die Gespräche der Mediation, die Aufschluss über die Gesprächsführung geben:

Mediation als Gespräch kostenloses Infopgespräch Vorgespräch Einzelgespräch

Im Grunde führt der Mediator auch dann, wenn alle Medianden im Termin anwesend sind, Einzelgespräche. Er ist mit jeder Partei in einem Dialog, bei dem er darauf achtet, dass er nur mit der Partei redet und ihr die volle Aufmerksamkeit geben kann. Er verwirklicht das Windows eins, indem er den Fokus der Partei von der Gegenseite wegnimmt und auf sie selbst bezieht. Wen hzier von Einelgesprächen die Rede ist sind nicht die Kommunikationsachsen gemeint, sondern der Gesprächsorganisation.

Zutreffenderweise spricht der Gesetzgeber in § 2 Abs. 3 Mediationsgesetz von getrennten Gesprächen. Der Begriff ist präziser als der des Einzelgesprächs. Die Begriffe Einzelgespräch und getrennte Gespräche werden jedoch synonym verwendet, weshalb der Gesetzgeber in der Ausbildungsverordnung wieder den Begriff Einzelgespräch verwendet.

Definition

Einzelgespräche oder getrennte Gespräche sind Gespräche in Abwesenheit der anderen Partei oder der anderen Parteien. Sie müssen nicht zwingend mündlich erfolgen. Einzelgespräche werden auch dann angenommen, wenn sie schriftlich erfolgen. Also ist die einseitig übersandte Post oder die nicht ins cc gesetzte E-Mail wie ein Einzelgespräch zu behandeln.

Anforderungen

Zu beachten ist:

  • Getrennte Gespräche bedürfen ein "allseitiges Einverständnis"1
  • Getrennte Gespräche sind in sich vertraulich und bedürfen der Abstimmung, welche Informationen weitergeleitet werden dürfen.

Einverständnis

§2 Abs. 3 Mediationsgesetz besagt wörtlich:

Er (der Mediator) kann im allseitigen Einverständnis getrennte Gespräche mit den Parteien führen.


Mithin haben der Mediator oder die Mediatorin die Aufgabe, das Einverständnis der Parteien zu erwirken, wenn sie ein Einzelgespräch durchführen möchten.2 Nach der hier vertretenen Auffassung ist die Zustimmung für ein Einzelgespräch keine Willenserklärung im formaljuristischen Sinne.3 Es genügt also, wenn das Einverständnis vorher oder nachher gegebenenfalls auch konkludent in irgendeiner Form eingeholt wird. Der Mediator ist auf der sicheren Seite, wenn er die Behandlung von Einzelgesprächen vorweg in der Mediationsdurchführungsvereinbarung regelt. Hier könnte auch festgelegt werden, was genau unter einem Einzelgespräch verstanden wird und wann darüber zu informieren ist. Für das Akquisegespräch ist die Informationspflicht in §3 Abs. 1 Mediationsgesetz vorgeschrieben.

Zweck

Warum ist die Vorschrift so wichtig? Es ist keine Formalie, die dem Mediator das Leben schwer machen soll. Es handelt sich vielmehr um eine vertrauensbildende Maßnahme, die den Mediator schützen soll. Nicht offengelegte oder verdeckte Einzelgespräche könnten den Verdacht aufkommen lassen, dass der Mediator mit einer Partei mauschelt, dass er ihr mehr Zuwendung zukommen lässt, sich intensiver um die eine Partei bemüht und nicht wirklich neutral ist.

Beispiel 12091 - In einer hoch eskalierten Familienmediation sendet die Frau ein Mail durchaus mit der Erlaubnis der Weitergabe an den Mediator. Das Mail war gespickt mit Beleidigungen an den Gegner. Der Mediator entschied, das Mail so nicht weiterzuleiten. Er gab jedoch in einem selbst formulierten Mail die Fragen weiter. Der Gegner erfuhr von dem Mail seiner Frau. Er wunderte sich, warum der Mediator das nicht weitergeleitet hatte und kam im weiteren Verlauf der Mediation immer wieder auf das Mail zu sprechen. Das Mail wurde zu einem Mysterium, bis der Mediator schließlich entschied das Mail weiterzuleiten. Er erklärte jedoch den Grund, dass er die Beleidigungen für nicht sachdienlich hielt und stellte die dahinter verborgenen Ich-Botschaften heraus.

Anwendung

Im angelsächsischen Ausland sind getrennte Gespräche im Rahmen der Shuttle-Mediation durchaus üblich. In Deutschland werden Einzelgespräche hingegen eher als Intervention genutzt. Oft sind die Gelegenheiten für den Einzelgespräch zufällig und wenn man genau hinschaut sind auch das Akquisegespräch oder ein unerwarteter Posteingang bereits ein Einzelgespräch.

Shuttle-Mediation

Die Shuttle Mediation ist ein Mediationsformat, bei dem Teile oder gar die gesamte Mediation über getrennte Gespräche abgewickelt wird. Shuttle-Meditationen sind im Bereich der evaluativen oder der facilitativen Mediation möglich und dort, wo die Beziehungsfrage nicht im Vordergrund steht.

Shuttle-Mediation 

Intervention

Wenn der Mediator bemerkt, dass eine Partei etwas sagen möchte, es aber nicht sagen kann, muss er sich mit der Frage auseinandersetzen, wie er ist der Partei ermöglicht ihr Anliegen offen vorzutragen. Einen Einzelgespräch gibt die Gelegenheit, diese Frage zu erörtern.

Wenn der Mediator bemerkt, dass eine Partei sich in Gegenwart der anderen Partei nicht adäquat äußern kann, muss der Mediator überlegen, wie er die Verhandlungsbalance herstellt. Das Einzelgespräch gibt die Möglichkeit die Frage mit der jeweiligen Partei zu erörtern. Wenn sie starken Emotionen ausgesetzt ist kann der Mediator ihr helfen damit umzugehen. Der Zweck des Einzelgespräch verfolgt in dem Fall eher das was im englischen als Empowerment beschrieben wird.

Gelegenheitsgespräch

Häufig geschieht es, dass sich während vor oder nach einer Mediation Zufallsgespräche ergeben. Der Mediator trifft eine Partei in der Stadt oder er bekommt einen Anruf wegen einer Terminverschiebung oder man trifft sich in der Raucherpause. All diese Gelegenheiten haben gemeinsam, dass sie zufällig entstehen. Die Partei wird die Gelegenheit nutzen, auf ihr Thema einzugehen. Für den Mediator stellen diese Gelegenheiten eine Herausforderung dar. Einerseits würde er in dem Gespräch Informationen über den Konflikt bekommen können, die helfen die Situation besser zu verstehen. Andererseits sind die Informationen einseitig und riskieren seine Neutralität.

Akquisegespräch

Irgendwer von den Parteien muss ein Erstgespräch mit dem Mediator führen, damit dieser eine Konfliktanalyse machen kann. Dem Gespräch werden oft Fragen nach dem Konflikt und der Vorgehensweise besprochen. Die Situation ist mit einem Einzelgespräch vergleichbar, liegt allerdings formell noch vor dem Mediationsvertrag und wenn man so will noch außerhalb der Mediation. Es macht aber sind diese Gespräche wie ein Einzelgespräch zu behandeln.

Vorgespräch

Laut Duden ist ein Vorgespräch ein dem eigentlichen, offiziellen Gespräch vorangehendes Gespräch.4 Wenn die Mediation an und für sich schon ein (informelles) Gespräch darstellt, fällt es schwer, den offiziellen Teil des Gespräches von dem inoffiziellen Teil heraus zu kristallisieren, falle es überhaupt einen inoffiziellen Teil gibt. Wenn von einem Vorgespräch die Rede ist, könnte das aktive Gespräch gemeint sein oder Gespräche zur Vorbereitung der Mediation. Insoweit gelten die Ausführungen zum Krisengespräch. Lesen Sie in dem Beitrag über die Vorgespräche bitte nach, welche Probleme sich bei Vorgesprächen ergeben.

Die Probelmatik der Vorgespräche

Posteingang

Angenommen, eine Partei schickte Mediator einen verschlossenen Brief mit der Aufschrift "vertraulich". Der Mediator kennt den Inhalt nicht. Darf er den Brief eröffnen? In keinem Fall darf er die Gegenseite fragen, ob er den Brief öffnen darf (ob sie dem Einzelgespräch zustimmt). Er wird in dem Moment das Vertrauen brechen, das der Absender in ihn gesetzt hat. Der aufwändige Weg wäre den Absender zu fragen ob der Mediator das Einverständnis führen Einzelgespräch einholen darf. Der einfache Weg ist es, den Brief zu öffnen (es kann ja auch sein dass die Information nichts mit dem Verfahren zu tun hat), um dann zu entscheiden wie damit umzugehen ist.

Vorgehen

Kommt es zu einem Einzelgespräch, muss der Mediator dies als vertraulich innerhalb des vertraulichen Gesprächs betrachten und die Partei darüber informieren. Er muss auf seine Rolle achten, die sich auf den Zweck eines Einzelgespräches ausdehnen wird. Die Partei mag das Gespräch dazu nutzen, um den Mediator auf ihre Seite zu ziehen. Diese Strategie wäre mit seiner Rolle nicht vereinbar, sodass er auf seine Indetermination achten und hinweisen muss. Die Informationen die er erhält, helfen die Konfliktanalyse zu präzisieren und den Gesprächsverlauf zu strukturieren. Er muss also klären welche Informationen in die Mediation zurückgereicht werden können, damit sie von der Gegenpartei wahrgenommen und somit verwertbar werden. Deshalb endet ein Einzelgespräch immer mit der Frage, welche der Informationen weitergegeben werden können. Wird die Weitergabe limitiert ergänzt sich die Frage, welchen Sinn es hatte, den Mediator zu informieren, wenn diese Information in der Mediation nicht verwertbar ist.

Der Mediator sollte stets darauf achten, dass alle Parteien in ghleicher Weise die Gelegenheit für ein Einzelgespräch bekommen.

 Merke:
Leitsatz 3821 - Ein Einzelgespräch ist ein vertrauliches Gespräch, sodass die Informationen daraus nur mit Genehmigung weitergegeben werden dürfen. Grundsätzlich sind Einzelgespräche immer allen Parteien anzubieten. Es ist Transparenz herzustellen über geplante oder stattgefundene Einzelgespräche, sodass die Gegenpartei sich damit einverstanden erklären kann.

Bedeutung für die Mediation

Ein Einzelgespräch hilft bei der Informationsgewinnung und hilft den Parteien Dinge anzusprechen die sie im gemeinsamen Gespräch schlecht ansprechen können. Weil der Mediator keine Information verarbeitet außer denen, die den Prozess gewährleisten, ist ein Einzelgespräch - wenn man so will - eine Geburtshilfe für den Informationsaustausch und nicht mehr. Informationen die der Mediator nicht weitergeben darf, können in der Verhandlung nicht berücksichtigt werden.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2022-10-26 10:08 / Version 36.

Alias: getrennte Gespräche, Einzelgespräche, Einverständnis
Siehe auch Vertrauen, Prinzip-Neutralität
Prüfvermerk: -


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Seite zuletzt geändert am Montag November 25, 2024 23:24:43 CET.

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